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Mit Essen spielt man nicht. Oder doch. Oder wie? Worum geht es beim Essen bei Kleinkindern eigentlich? Um Tischmanieren? Um Freude beim Essen? Oder darum, dass das Kind möglichst viel zu sich nimmt? Oft ist uns Eltern zu Beginn der Beikostzeit gar nicht so klar, worum es da eigentlich geht. Und tatsächlich ist es in jeder Familie auch ein bisschen anders – ist die Stimmung während der Mahlzeiten gelöst und stehen das Miteinander und der Genuss im Mittelpunkt oder geht es eher ruhig und gesittet zu? Wie auch immer das bei Dir der Fall ist – es gibt Grundsätze zu einem guten Umgang mit dem Spielen beim Essen. Auch wenn es nicht die eine richtige Lösung für alle Familien gibt.
Das selbstständige Essen ist für jedes Kind ein wichtiger Entwicklungsschritt in seiner Sozialisation. Und während dieser Entwicklung gibt es so einiges zu lernen. Vom Trinken aus dem Glas oder der Tasse über das Halten des Bestecks bis dahin, sich um die Sauberkeit der eigenen Kleidung und des Essplatzes zu kümmern. Bis Kinder dies alles beherrschen, vergehen einige Monate und Jahre. Du als Elternteil hast die Aufgabe, dein Kind dabei zu begleiten und sie zu unterstützen. Das kostet einige Nerven und sehr viel Geduld. Doch das oberste Ziel sollte sein, dass das Kind beim Essen Freude empfindet, damit es ein gesundes Verhältnis zur Nahrungsaufnahme entwickelt. Diese Freude solltest Du deinem Kind auf keinen Fall nehmen und alles andere, wie Tischmanieren, Sauberkeit oder zeitlicher Druck dürfen diese nicht trüben.
Um diese Nerven und Geduld in Bezug auf das Essen mit kleinen Kindern zu behalten und zu stärken, lohnt es sich zu überlegen, was Du mit der Beikost bei dem Baby und dem Essen von Kleinkindern eigentlich erreichen wollen. Beikost bedeutet, dass das Kind zusätzlich zur Mutter- oder Säuglingsmilch ein Angebot an fester oder pürierter Nahrung bekommt. Viele Eltern bieten ihren Kindern schon mit vier oder fünf Monaten Beikost an. Die meisten Kinder sind in diesem Alter noch nicht bereit für Beikost und zeigen dies auch und senden ein deutliches Signal, dass der Versuch unterbrochen werden sollte und nach einigen Wochen neu begonnen werden sollte. Denn Kinder sind das ganze erste Lebensjahr Säuglinge und werden sich deswegen mindestens das erste Jahr überwiegend von Mutter- beziehungsweise Säuglingsmilch ernähren. Die Beikost dient also primär einer sanften Einführung und dem Kennenlernen von Nahrung. Noch einmal: Den Hunger stillen die meisten Babys ganz natürlich über ihre Milchmahlzeit. Trotzdem ist es wichtig und richtig, ab dem siebten Lebensmonat täglich anderes Essen anzubieten.
Wenn die Beikost nun also primär dem Kennen- und Erlernen dient, müssen wir genauer hinsehen, wie Babys und Kleinkinder lernen. Sie lernen vor allem durch zweierlei: zum einen durch Spielen und Ausprobieren und zweitens durch Vorbilder. Das Erlernen und Kennenlernen von Essen ist also schlichtweg nicht möglich ohne zu spielen. Kinder, die das Essen, das ihnen angeboten wird, spielerisch erkunden dürfen und mit allen Sinnen begreifen dürfen, lernen den Umgang damit sehr sicher und vor allem voller Freude. Wir Erwachsenen sollten uns am Esstisch in die Kinder hineinversetzen. Stellen wir uns doch einmal vor, wie es so einem kleinen Essanfänger geht. Alles, was ihm vorgesetzt wird, ist neu. Sowohl die Schüssel Brei als auch die gematschte Banane, das Stückchen Butterbrot als auch das Glas Wasser. Alles neu. Und alles so verschieden! Das eine fühlt sich weich und flüssig an, wenn es von dem Löffel in den Mund fließt. Die Banane ist süß und glibschig. Und das Brot am Rand fest und dazwischen saftig. Aber man sieht es den Dingen gar nicht unbedingt an. Aber fühlen kann man es. Besonders wenn man es durch die kleinen Finger drückt oder sich gar auf die Wange schmiert. Und wie das alles duftet, wenn man mit der Nase ganz dicht herangeht! Wenn das Glas ganz voll ist, schwappt das Wasser schon heraus, wenn man es nur leicht ankippt. Wenn es fast leer ist, muss man es fast ganz auf den Kopf drehen, bis das Wasser herausfließt. Das alles und noch so viel mehr können die Kinder nur begreifen und lernen, wenn sie es ausprobieren dürfen. Wer diese notwendigen Experimente als Spiel bezeichnet, dem sei gesagt: Mit Essen spielt man! Unbedingt!
Doch es gibt natürlich auch Grenzen. Diese sollten wohlbedacht gesetzt werden und dem Kind klar kommuniziert werden. Vielleicht braucht es einige Zeit, bis du erkennst, warum das Kind mit dem Essen macht, was es macht. Experimentiert es wie oben beschrieben, um sich mit dem Essen vertraut zu machen und um zu lernen oder fängt es an das Essen hinunterzuwerfen, weil es überfordert ist? Oder weil es mit dem Essen fertig ist? Oder hält es das Essen ausschließlich für ein Spiel, das nichts mehr mit dem Lernen zu tun hat? Im letzteren Fall ist es natürlich angebracht, das Spiel mit dem Essen – auch im Sinne des Kindes – zu beenden. Wenn mit Essen um sich geworfen wird, Essen mehrfach und aus Lust und Laune wieder ausgespuckt wird oder ähnliches, darf die Mahlzeit beendet und das Spiel abgebrochen werden. Am Anfang ist es nicht immer leicht, das sinnvolle (Kennenlern-) Spiel von dem unangemessenen Spiel zu unterscheiden, doch schon bald wird es für alle gut erkennbar sein.
Wie weiter oben bereits erwähnt, ist zum Erlernen neuer Entwicklungsschritte auch das Vorbild von Bedeutung. Achten wir also einmal ganz bewusst auf unsere Art des Essens. Es gibt Familien, da wird sogar das geschmierte Brot mit Messer und Gabel gegessen, und dann gibt es andere Familien, da werden Nudeln schon mal mit Löffeln und Pizzastücke mit der Hand gegessen. All das hat natürlich seine Berechtigung. Wenn Du Dir allerdings etwas anderes von deinen Kindern wünschst, solltest Du Deine eigenen Angewohnheiten überdenken und Deinen Kindern das Vorbild sein, welches Du Dir wünscht.
Auf die Ausgangsfrage, ob mit Essen gespielt wird oder nicht, gibt es also eine ganz klare Antwort. Ja. Das Spielen mit Essen, das dem (Kennen-)Lernen des Essens dient, muss erlaubt sein. Das wilde und grenzüberschreitende Spielen jedoch darf klare Grenzen erfahren und auch unterbunden werden. Am wichtigsten ist, dass Du deinem Kind die Freude am Essen nicht nimmst und wir Erwachsenen uns immer wieder bewusst machen, dass das Spiel elementar wichtig und jeglicher Druck schädlich ist.
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